Nach seinem Abschluss an der Boston University School of Music im Jahr 1992 gründete der versierte Flötist aus Peking, Qian Ni, Eastman Strings. Damals konnte Qian nicht ahnen, dass sich das, was er zunächst als Importgeschäft für in China hergestellte Geigen, Bratschen und Celli aus dem Kofferraum seines Autos betrieb, im Laufe von 25 Jahren zu einem weltweit tätigen Hersteller von Musikinstrumenten entwickeln würde. Qian gründete Eastman Strings in der Hoffnung, seinen Musikerkollegen Instrumente von Weltklasse anbieten zu können. China war zwar eine etablierte Quelle für billige Instrumente, doch Qian war der Meinung, dass sein Heimatland, wenn es langfristig eine Zukunft in der Musikinstrumentenindustrie haben wollte, seine Leistung steigern und qualitativ hochwertige Instrumente herstellen musste, die mit denen aus Europa und den USA vergleichbar waren. Angetrieben von dieser Erkenntnis begann Qian, nach westlich ausgebildeten Geigenbauern zu suchen, die Instrumente von professioneller Qualität herstellen konnten, und ging von der reinen Importtätigkeit dazu über, seine eigenen Instrumente herzustellen.

Bis 1994 hatte Eastman Strings auf dem Markt Fuß gefasst und war erfolgreich genug, um ein Team von Vollzeitgeigenbauern in Peking zu beschäftigen. Der Erfolg von Eastman Guitars ist zum Teil auf Qians Entschlossenheit zurückzuführen, Instrumente ausschließlich mit traditionellen Geigenbautechniken herzustellen, anstatt sich auf moderne Technologien zu verlassen. Eastman Geigen wurden auf Werkbänken mit Meißeln, Messern, Rillen und Raspeln hergestellt, nicht mit Oberfräsen und Werkzeugmaschinen. Auch heute noch sind die einzigen modernen Geräte, die in den Werkstätten von Eastman Guitars verwendet werden, Bandsägen. Ende der 90er Jahre war Eastman weiter gewachsen und hatte neben der immer größer werdenden Geigenproduktion auch eine Gehäusefabrik und eine Bogenbauwerkstatt eingerichtet.

Während Eastman Guitars in der klassischen Musikszene große Wellen schlug, begann Qian, sich auf seine Leidenschaft für klassische Jazzgitarren-Designer wie Bob Bennedetto, John D’Angelico, John Monteleone, Claudio Pagelli und James D’Aquisto zu konzentrieren. Da Eastman

zu diesem Zeitpunkt über ein Team kompetenter Geigenbauer verfügte, die Erfahrung in der Herstellung von Instrumenten mit geschnitzter Decke hatten, und über eine beträchtliche Kaufkraft bei Holzlieferanten, die Zugang zu hochwertigem Ahorn und Fichte hatten, erkannte Qian, dass er in der perfekten Position war, um Eastman, um die Fertigung von Gitarren zu erweitern. Im Jahr 2002 stellte Eastman auf der NAMM-Show neben seinen Geigen auch ein paar Prototypen von Gitarren mit gewölbter Decke vor und erhielt überraschend positive Reaktionen. Von diesem Feedback beflügelt, begann das Team, mehr Zeit und Ressourcen in die Gitarrenproduktion zu stecken. Nach umfangreichen Recherchen zu einer Reihe von Vintage Archtop Gitarren und der Zusammenarbeit mit den US-Gitarrenbauern Otto D’Ambrosio und Mark Lacey bei den ersten Entwürfen von Eastman Guitars ging Eastman Guitars 2004 offiziell mit der ersten Serie von Gitarren an den Start, die sofort ein Erfolg waren.

Im Anschluss an die erste Welle traditioneller Archtop Gitarren brachte Eastman Guitars eine Reihe von Mandolinen auf den Markt, die auf den ovalen und F-Loch-Designs von Gibson aus dem frühen 20. Jahrhunderts basierten. Diese überprüften Designs wurden von Eastman Guitars durch die Verwendung der gleichen hochwertigen und handgeschnitzten Tonhölzer, die auch für die Archtops verwendet wurden, weiterverarbeitet. Angesichts ihres beeindruckenden Erfolgs wurde das Eastman Guitars Archtop-Sortiment auch um eine Serie von E-Gitarren in Laminatbauweise erweitert, die auf den beliebten Modellen ES-335 und ES-175 basierten.

Als Eastman Guitars im Jahr 2014 sein 10-jähriges Bestehen feierte, war das Unternehmen erheblich gewachsen und beschäftigte nun mehr als 250 Mitarbeiter, die sich auf zwei Werkstätten verteilten und Gitarren, Geigen, Mandolinen und andere Instrumente der Geigenfamilie bauten. Beeindruckend ist, dass Eastman Guitars trotz der Größe des Unternehmens weiterhin der ursprünglichen Vision von Qian treu bleibt: die Herstellung aller Gitarren und anderer Instrumente, die das Unternehmen herstellt, erfolgt auf streng traditioneller Basis mit überwiegend handwerklichen Werkzeugen.

Ja, Eastman Guitars werden in China hergestellt. Aber entgegen der landläufigen Meinung über die chinesischen Fertigungsstandards entsprechen die Arbeitsbedingungen bei Eastman Guitars denen in den USA und Europa. Eastman Guitars ist stolz darauf, dass deren Team zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen besteht und dass die Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen können. Ebenfalls nach US-amerikanischem Vorbild wird jedes Mitglied des Eastman Guitars Teams für einen bestimmten Schritt im Produktionsprozess des Unternehmens ausgebildet. So wird sichergestellt, dass jede Gitarre in jeder Phase des Prozesses ausschließlich von Spezialisten bearbeitet wird, die jedem Schritt die größtmögliche Aufmerksamkeit schenken. Beeindruckend ist, dass die einzigen Elemente von Eastman Guitars, die nicht intern bearbeitet werden, die Gotoh-Hardware und die Tonabnehmer sind. Je nach Modell sind dies entweder Seymour Duncan oder Kent Armstrong.

Bei der Lackierung werden die meisten Eastman-Gitarren mit traditionellem Nitrocellulose-Lack behandelt. Dennoch hat das Unternehmen bei vier seiner Modelle eine einzigartige neue Lackierungsoption eingeführt. Ganz im Sinne des traditionellen Ansatzes im handwerklichen Instrumentenbau basiert diese neue Lackierung auf dem Lackierverfahren für antike Instrumente. Bei diesem Verfahren, das von Li Hua Rong, dem Leiter der Lackiererei von Eastman Guitars, speziell für Gitarren angepasst wurde, wird das Instrument zunächst in einer traditionellen Technik von Hand mit einer goldenen Farbe lackiert, auf die dann eine weitere Schicht roter Farbe folgt. Zum Schluss wird das Instrument mit einer Schellack-Deckschicht versehen, die zu einem weichen Glanz poliert werden kann.

Das aktuelle Angebot von Eastman Guitars an E-Gitarren umfasst die AR-Serie traditionell geschnitzter und laminierter Jazzgitarren. Eine eher esoterische Reihe von Designer-Bogengitarren wie die Pisano und die El Rey. Die T-Serie, die auf der Gibson ES-335-Familie von Bogengitarren mit Mittelblock basiert. Sowie die T58, eine Bogengitarre im Gretsch-Stil, und die SB-Serie von Gitarren mit massivem Korpus im Les Paul-Stil.